Eindrücke aus Kirgistan
vom «Zentralasiatischen Waldorfseminar» und der Gemeinschaft Umut-Nadjeschda
Das Land der ewigen Sonne, der Jurten und der schneebedeckten Gipfel der Ausläufer des Himalayas – großartig – dazu eine herzliche Gastfreundschaft mit interessierten, neugierigen Menschen, köstlichem Essen, wilden Pferden und Steinböcken im Gebirge.
Diese besondere Mischung macht deutlich, warum sich Karla-Maria Schälike mit ihrem Ehemann Igor vor 35 Jahren in Bischkek so angekommen gefühlt hat, dass sie dort einen nachhaltigen Impuls in der Arbeit mit Kindern mit Assistenzbedarf begann: Umut-Nadjeschda!
Sonja Zausch aus dem Leitungsteam machte im Juni 2024 eine zweiwöchige Reise nach Kirgisien.
Es begann mit einer Schule für Kinder mit hohem Unterstützungsbedarf, es folgte ein heilpädagogischer Kindergarten, eine Wohngruppe für die Kinder, ein inklusiver Kindergarten … und als die ersten Schüler:innen mit der Schule fertig waren, begann ein kleiner Bereich mit Werkstatt und Tagesstruktur für die Erwachsenen (einige sind Waisen) und dem folgte wie selbstverständlich eine Wohngruppe … und in einem alten Kino wurde ein Mehrzweck-Saal gestaltet, in dem regelmäßig Theater gespielt wird.
Alle diese kleinen feinen Orte mit inzwischen 50 Mitarbeitenden liegen verteilt in der Hauptstadt – eben immer dort, wo man Gebäude oder Gelände kaufen konnte, wo man einen Spielplatz und jetzt auch Wohnhaus bauen konnte, ein Platz für das Therapiepferd finden und Gartenbau mit den Schüler:innen praktizieren konnte.
Umut-Nadjeschda habe ich diesen Frühsommer als einen Ort kennen gelernt, der in Resonanz mit den örtlichen Gegebenheiten und den Menschen, die dorthin kommen, lebt.
Nach wie vor, nach 35 Jahren Entwicklung, ist die Finanzierung durch das kirgisische System nicht sicher und sehr gering, so dass das Netzwerk der Unterstützer:innen, aufgebaut durch Karla-Maria, weiter von der nachfolgenden Generation gepflegt werden muss.
Vergangenen August verstarb die Gründerin und die Übergabe an die jüngeren Kolleg:innen konnte leider nicht umfänglich stattfinden. Somit sind die beiden seit Sommer 2020 ernannten Leiterinnen, Inga Schälike und Aischa Nogoibaeva mit vielen neuen Aufgaben und Fragen gefordert.
- Wie kann die Zukunft finanziell gesichert werden, wenn auch bei den unterstützenden Ländern und Menschen die wirtschaftlichen Möglichkeiten prekärer werden?
- Wie kann die aktive Vortragsarbeit von Mitarbeitenden in Deutschland weiter stattfinden, die die Spenden maßgeblich generiert hat?
- Wie kann das Seminar, das die waldorfpädagogischen und heilpädagogischen Qualitäten für die Mitarbeitenden vermitteln konnte, weitergeführt werden? Auch das gelang mit viel Engagement von inzwischen älteren Kolleg:innen aus Deutschland. Wie können jüngere Menschen als Dozent:innen gewonnen werden?
- Wie kann der nun stärker werdende Auftrag der Sozialtherapie gegriffen werden?
- Wie können jüngere Kolleg:innen und mehr Männer als Mitarbeitende in Umut-Nadjeschda begeistert werden?
Das sind viele Fragen und Herausforderungen, die wir als internationales Netzwerk mittragen sollten und gerne auch ganz praktisch unterstützen mögen.
Melden Sie sich gerne bei Sonja Zausch, wenn Sie einen Impuls haben.
Sehr erfreulich ist, dass es seit 21 Jahren das «Zentralasiatische Waldorfseminar» gibt, das jeden Sommer in der ersten Ferienwoche durchgeführt wird.
Es gibt fast keine Waldorfschule in der Region und doch viele Kolleg:innen, die sich im Seminar weiterbilden und ihre Erkenntnisse in den Regelschulbetrieb einfließen lassen.
Der Vorbereitungskreis sowie die Dozent:innen können nach vielen Jahren durchgängig aus den russischsprachigen Regionen bestehen – das ist ein großartiges Bild, denn es zeigt die Nachhaltigkeit der möglichen Aus- und Weiterbildungen in der Region. Bothmergymnastik, Biografiearbeit, Puppenspiel, Chirophonetik, soziale Spiele, Menschenkunde und vieles Weitere wird im Seminar angeboten und Teilnehmende kommen aus Kirgisien, Kasachstan, Russland, Tadschikistan und weiteren Ländern zusammen.
Das schenkt Kraft und hat eine große Ausstrahlung. Wir wünschen weiterhin alles Gute für die Initiativen in Kirgisien.