Reise nach Portugal im April 2024
Endlich war es so weit: Auf Einladung der beiden sozialtherapeutischen Lebensgemeinschaften ASTA und Casa de Santa Isabel konnte Bart Vanmechelen die Reise nach Portugal machen, die wegen der Corona-Maßnahmen verschoben werden musste.
Die erste Etappe war ASTA in Cabreira. Dieses alte Hirtendorf in den Granitbergen unweit der spanischen Grenze wurde von einer lebendigen Gemeinschaft mit und für Menschen mit Assistenzbedarf wiederbelebt und zum Leben erweckt. Sie arbeiten gemeinsam auf dem Bauernhof und in Handwerksbetrieben und backen einmal pro Woche 70 Brote in dem großen Holzofen im Zentrum des Dorfes. Der Höhepunkt dieses Besuchs war ein Spaziergang durch die uralte Landschaft mit ihren riesigen Granitblöcken und dem lieblichen grünen Tal um den klaren Fluss, wo die «companheiros» die Geschichte der Naturerlebnisse der kleinen Hirtin erzählten, nach der das Dorf benannt wurde. Aus ihren Worten und Gesten sprach eine große Verbundenheit und Ehrfurcht. Die Weisheit des Landlebens mit dem Wissen um die Nutzung der Pflanzen, das Leben mit und von der Natur auf dem Bauernhof, die Hirten mit ihren Schafen, der sorgfältige künstlerische Prozess in den Woll-, Keramik- und Holzwerkstätten und das reiche Gemeinschaftsleben mit Musik und den jährlichen Festen leuchteten in ihren begeisterten Erzählungen auf. Die glänzende Mica im harten Felsen rief das Bild hervor, wie in dieser inklusiven Gemeinschaft die Erde in einen leuchtenden Stern verwandelt wird.
In seinem Beitrag zum Gespräch mit Mitarbeitenden und «companheiros» sprach Bart über den inneren Schulungsweg der Anthroposophie als Quelle der Erkenntnis, Begeisterung und Intuition für die sozialtherapeutische Arbeit und lud alle herzlich zur Jubiläumstagung am Goetheanum im Oktober ein.
Dann ging die Reise weiter zur Casa de Santa Isabel. 1.5 Autostunden vom ASTA entfernt, am Rande des Parque Natural da Serra da Estrela, wurde vor 47 Jahren diese anthroposophische therapeutische Gemeinschaft gegründet.
Während die begeisterten Mitarbeitenden über die Geschichte ihrer bunten Lebensgemeinschaft erzählten, zeigten die stolzen companheiros in den Werkstätten ihr Handwerk. Ihre liebevolle Hingabe und ihr handwerkliches Geschick zeigten sich in den Qualitätsprodukten, von handgebundenen Büchern über bunt gewebte Textilien bis hin zu leckeren Keksen. Der Bauernhof, die Holzwerkstatt und das Forstwirtschaftsprojekt sind ebenfalls eine existenzielle Stütze für diese Organisation.
Seit einigen Jahren befindet sich die Organisation der Casa in einem Entwicklungsprozess, in dem die führenden Pioniere nach und nach von einer neuen Generation begeisterter Leiter abgelöst werden.
Anlässlich des Besuchs hatte die Anthroposophische Gesellschaft in Portugal Bart auch eingeladen, einen Vortrag über 100 Jahre Anthroposophische Gesellschaft, 100 Jahre Heilpädagogischer Kurs und die Gründung der neuen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft zu halten. Der Vortrag wurde per Zoom gestreamt und so verfolgten neben den anwesenden Mitarbeitenden und Mitgliedern der Gesellschaft auch etliche Mitglieder aus Portugal und Brasilien mit großem Interesse diesen Beitrag darüber, wie die Anthroposophie und die von ihr inspirierte Betreuung von Menschen mit Assistenzbedarf in aller Welt heilsame Impulse für die Zukunft setzt.
In einer Arbeitsgruppe für die Mitarbeitenden wurde in praktischen Übungen erlebt, wie eine meditative innere Verarbeitung und Vertiefung der Arbeit die Verbindung mit den spirituellen Quellen der Erkenntnis, der Begeisterung und der Lebenskräfte ermöglicht.
In Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mit dem Leitungsteam gab es einen Austausch über aktuelle Herausforderungen und darüber, wie wir in der internationalen Zusammenarbeit miteinander und voneinander lernen können, was die heutige Zeit von unseren Initiativen verlangt und welche praktischen Angebote wir dafür entwickeln können.
So wurden auch zwischen den beiden portugiesischen Initiativen gemeinsame Themen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit sichtbar und wir können uns alle zusammen auf die internationale Tagung in Dornach und auf ein gemeinsames Weiterbildungsangebot für die Mitarbeitenden freuen.
Ein Vers aus dem Gedicht «Escuto» der portugiesischen Dichterin Sophia De Mello Breymer Andresen hallt noch in der Erinnerung an diese begeisterten Gespräche nach:
«Ich weiß nur, dass ich gehe wie jemand,
der gesehen, geliebt und gekannt wird,
und deshalb lege ich in jede Geste Feierlichkeit und Risiko.»