14. Konferenz für Heilpädagogik und Sozialtherapie in Russland
vom 27.–30.06.2024
Mit ungefähr 90 Kolleg:innen aus ganz Russland fand im Juni 2024 bei herrlichstem Sonnenschein die Konferenz in Samara an der Wolga zu 100 Jahre Heilpädagogischer Kurs von Rudolf Steiner statt. Der Titel lautete «Identität».
Es war eine große Freude für alle Anwesenden, sich wiederzusehen und sich kennenzulernen. Denn die Weiterbildungen in anthroposophischer Heilpädagogik und Sozialtherapie sind eine große Kraft in diesem Land, die viele und sehr unterschiedliche Initiativen gründen lassen – das Land ist groß und es sind riesige Entfernungen! So kennt man sich häufig aus den dezentralen Weiterbildungsgruppen, die durch «Anthropos» und Tamara Isaeva mit Kolleg:innen angeboten werden.
1998 begann es mit einem Zeitungsinserat eines SOS-Kinderdorfes in Finnland, 1999 fand die erste Konferenz in Irkutsk statt, daraus gründete sich die Talisman-Schule. 2003 wurde der russische Verband gegründet. Und es entwickelt sich seit 35 Jahren so viel …
Ebenso bringen viele Kolleg:innen die anthroposophische Haltung in staatlichen Organisationen fruchtvoll ein. Es gibt eine Offenheit und Bereitschaft, beziehungsorientiert und gemeinschaftsbildend – um nur zwei Aspekte zu benennen –, in öffentlichen Einrichtungen zu arbeiten.
Durch die jahrelange Bildungsarbeit an den verschiedenen Seminaren habe ich den Eindruck, die Kolleg:innen haben ein sehr fundiertes Wissen zu den anthroposophischen Grundlagen, die sie sehr besonnen in ihren Praxisfeldern umsetzen – begleitet oder motiviert von einer tiefen Überzeugung, dass das das Richtige ist. Diese Haltung berührte mich, berührt mich – und lässt mich staunen!
Und was ist da? Warum entsteht bei mir diese Wirkung? Eine kleine Erklärung kann sein, dass die Impulse und Orte so frei initiiert sind, weil sie nicht zuallererst über eine Refinanzierung durch den Staat ausgestaltet werden, sondern aufgrund der inneren Überzeugung und von Bedürfnissen getragen bestehen! Ich möchte es mutig und konsequent nennen, mit einer gewissen Entschlossenheit scheint mir auch, die ich nicht äußerlich erlebe, sondern zutiefst innerlich.
Am einen Morgen begannen wir die Konferenz einmal mit Eurythmieübungen von mir zu Erfahrungen der Inklusion – wie kann ich das erleben durch eine Bewegungsübung? Und mit Bothmer-Gymnastik sortierten wir unseren Körper am nächsten Morgen.
Tamara Isaeva sprach zur Biografie der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie in Russland. Andere Beiträge entwickelten Gedanken über die Anschlussfähigkeit des Heilpädagogischen Kurses zu Gegenwartsfragen. Es gab außerdem ein World Café zu Intuition und dem praktischen Handeln damit, und ich sprach in meinem Beitrag über «Soziale Identität des Menschen im Kontext der modernen Gesellschaft».
Viel Musik, Singen, Tanzen und eine wunderschöne Schifffahrt auf der Wolga begleiteten die vielen Beiträge stimmig – und ebenso die umsorgende Gastfreundlichkeit mit köstlichem Essen in beiden Waldorfschulen. Oft war es eine Stimmung wie im Märchen – für mich – es geschah aus Zauberhand!
Ergänzend:
Die wichtigste russischsprachige Zeitschrift für Lehrer:innen in Russland brachte auch einen Bericht über die Konferenz, den man hier auf Russisch lesen und mit schönen Fotos anschauen kann.
Eine Übersetzung ins Deutsche mit einem Übersetzungsprogramm (wenige Anpassungen durch SZ) findet sich hier zum Download als PDF.
Sonja Zausch, August 2024