Die sozialtherapeutische Gemeinschaft in Roshni, Pakistan

Die sozialtherapeutische Gemeinschaft in Roshni, Pakistan

Ein aktueller Bericht auf Grundlage von Mailverkehr zwischen Alexander Kühne – Landwirt und Hausverantwortlicher in Roshni sowie Länderdelegierter aus Pakistan für den Council – und Sonja Zausch – Mitglied des Leitungsteams des Councils.

Im Grunde geht es auf der Insel der Lebensgemeinschaft sehr gut. Der Trägerverein übernimmt verantwortungsvoll die Aufgaben, sich um die Versorgung und Sicherheit am Ort zu kümmern. Die Mitarbeitenden müssen mehr auf Hygienevorgaben, lokale Ausgangsbeschränkungen, Gesundheitsuntersuchungen, Vorsorgemaßnahmen etc. achten und in ihren Aufgaben berücksichtigen. Die Werkstätten sind aktuell halbtags geöffnet.
«Aber es schwebt dauerhaft die Sorge über uns: Was tun, wenn drinnen jemand mit Corona infiziert ist?»

Mittlerweile scheint die Lage in Pakistan insgesamt stabiler zu sein. Das Land ist vergleichsweise verschont geblieben, wenn man den offiziellen Zahlen glaubt.
«Wir haben hier nicht so viel zu tun mit Stigma und Verschwörungsmythen. Es gab Perioden, als das mal aufblitzte, aber mittlerweile kooperieren die Mitarbeitenden und Familien.»

Glücklicherweise kam kurz vor der ersten Ausgangssperre ein Arzt nach Roshni, der Erfahrungen im Desaster-Management hat und gerade aus einem Flüchtlingscamp in Jemen zurückkam. Er ist temporär für die WHO tätig.
Die Waldorfschule ist komplett geschlossen. Die Lehrer*innen versuchen einiges über WhatsApp zu vermitteln. Der Arzt spielt sehr viel mit den Kindern, darunter viele körperliche Spiele, und daher profitieren die Kinder sehr von seiner Präsenz.
Die ursprüngliche Idee des Arztes, Vorträge und Schulungen zum Thema «Caregiving» anzubieten, um die Qualität der Einrichtungen zu verbessern, setzt er zusätzlich mit den Kolleg*innen um.

Es wird schwierig, wenn man die finanzielle Lage der Familien sieht – gerade die unterste Einkommensschicht wie unsere Köchinnen, Reinigungskräfte und auch manche Bewohner*innen sowie die Tagelohnabhängigen haben es sehr schwer.

In Roshni gibt es auch zusätzliche Kosten, z. B. für vorsorglich bessere Ernährung mit mehr Obst, Kräutertees, Ölen, homöopathische Medizin etc. «Finanziell haben wir zwar trotz Corona mit unserer Ramadan-Almosenkampagne im April ein nur leicht vermindertes wirtschaftliches Ergebnis erzielt, im Vergleich zum Vorjahr. Das war nicht zu erwarten.»

Weiter führt Alexander Kühne aus, dass, wenn das übliche Spendenaufkommen über das weitere Jahr mit dem Spendenaufkommen aus dem deutschsprachigen Raum aufrechterhalten bleibt, sie sehr dankbar sein können. Sie sind in engem Kontakt mit ihren Hauptunterstützern, der GLS Bank und den Freunden der Erziehungskunst.
Allerdings, «die Entwicklung bleibt abzuwarten.»

Ganz aktuell kommt eine weitere Realität als Herausforderung hinzu: die Hitze. Hierzu schrieb Alexander am 6. August:
«Wenn es nicht regnet und stürmt, dann drückt die schwüle Hitze alles Leben danieder. Die Arbeitsproduktivität ist massiv reduziert. Ich versuche durchzuschnaufen, wann immer es geht. Es leiden alle unter den Wetterbedingungen. Das ist das Hauptthema – wo immer man hinkommt. Der erste Monsunmonat neigt sich dem Ende zu, der zweite ist dann nicht mehr ganz so heftig, auch weil die Tage kürzer werden und die Nächte lauer. Aber dann muss das Land auch schon auf die Winterbestellung vorbereitet werden, so dass die Arbeitsbelastung wieder zunimmt. Im Moment wachsen nur Reis und Unkräuter. Die Tiere leiden auch, die Milchleistung ist eingeschränkt und die Hühner legen kaum noch Eier.»

Wir wünschen den Kolleg*nnen in Roshni alles Gute, um diese Polaritäten des alltäglichen Lebens gut zu schaffen. Es benötigt viele kreative lebensbejahende Ideen zur Bewältigung der verschiedenen Anforderungen.
Alles Gute dabei!