Camphill-Reise durch die USA (Teil 1)
Im Mai 2023 reiste das Leitungsteam durch die USA zu verschiedenen Camphill-Gemeinschaften. Wir nahmen an mehreren Treffen und Tagungen teil, genossen die Führungen in den Gemeinschaften und an den Arbeitsplätzen und hatten viele anregende Gespräche mit Kolleg:innen über zukünftige Entwicklungen und mögliche Kooperationen.
New Orleans
Unsere ‹Camphill-Tour› begann in New Orleans, der lebendigen Stadt am breiten Mississippi. Hier waren wir zum regionalen Treffen der Mitglieder der Camphill Community eingeladen, das von Camphill Raphael Village beherbergt wurde. Camphill Raphael Village wurde in einer Kirche der Vielfalt in der Innenstadt gegründet und hat noch immer die Lebendigkeit der Pionierzeit. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Organisation im Kontext des Übergangs von industriellen Aktivitäten zu kulturellen Initiativen entwickelt. Die Camphill School und Raphael Village arbeiten in alten Fabrikgebäuden und neu gebauten Gebäuden zusammen. Sie bieten ein Übergangsprogramm an, das als «Guild Program» (in Deutschland würde man es Berufsbildungsbereich nennen) bezeichnet wird. 25 junge Menschen lernen hier Fertigkeiten fürs Leben und arbeiten in Werkstätten, im Gemüsegarten, in der Bäckerei und im Café. Wir sahen, wie sie Plastiktüten zu schönen gewebten bunten Taschen recyceln, und genossen Abendmahlzeiten im Dragonfly Coffee Shop.
Auf der Tagung wurde das Studium der unveröffentlichten Vorträge von Karl König an eine niederländische Jugendgruppe aus dem Jahr 1948 eingeleitet, um die Arbeit zu inspirieren und zu vertiefen. Die Themen wurden durch den Austausch von Fragen und Beiträgen in gut geführten Gesprächen lebendig. Karl Königs Überlegungen zu den Wesen der Anthroposophia, der Anthroposophischen Gesellschaft und dem Goetheanum in Verbindung mit dem Camphill-Impuls waren inspirierend als Vorbereitung auf die 100-Jahr-Feier der Anthroposophischen Gesellschaft 2023.
Die nächsten Tage waren wir zum Treffen der Camphill Association of North-America eingeladen. Das Treffen wurde mit künstlerischen Beiträgen der Student:innen eröffnet. Kolleg:innen von Camphill Raphael Village nahmen uns mit auf einen ‹Songtrail› durch die feuchtwarme Luft im alten Park und entlang des Flusses: eine tolle Art, den ‹genius loci› und die Wurzeln des kulturellen Lebens kennen zu lernen! Wir sangen gemeinsam und lauschten den Gedichten und Erzählungen über die Geschichte von New Orleans. Das Element Wasser zog sich wie ein roter Faden durch die Geschichten über die verschiedenen kulturellen Strömungen der Völker, die im Laufe der Zeit hier aufeinandertrafen.
Unsere Beiträge bei den Treffen mit Eurythmie und einem Vortrag über die Arbeit mit der Grundsteinmeditation wurden gut aufgenommen. Wir sprachen auch über den Council und das internationale Netzwerk und luden zu den Tagungen und zur Zusammenarbeit in unseren Delegiertentreffen ein. Das Zitat «Let it be easy» kam mehrmals zur Sprache und wir reflektierten über ‹be-coming›: wahrhaftig sein und aus der Zukunft kommen lassen.