Berichte der vier Stipendiat:innen der Eurythmie-Weiterbildung in «Bewegte Prozessbegleitung»

Berichte der vier Stipendiat:innen der Eurythmie-Weiterbildung in «Bewegte Prozessbegleitung»

Von Juni 2023 bis Juni 2024 fand die Weiterbildung «Bewegte Prozessbegleitung – Eurythmie in der Arbeitswelt» in Zusammenarbeit des Councils, der Sektion für Redende und Musizierende Künste am Goetheanum und, als Veranstalterin, «you-with-me» statt.
Der Council hatte für vier ausgebildete Eurythmist:innen ein Stipendium ausgeschrieben, mit der Idee, Eurythmie in unseren Organisationen unternehmerisch und Sozialraum-bildend aufzugreifen und zu vertiefen.

Im Folgenden sind kurze Erfahrungsberichte der vier Stipendiat:innen zu lesen.

Wir wünschen uns und ihnen, dass ihre Lernerfahrungen künftig weiter in unseren Zusammenhängen fruchtbar sich entfalten können. Dazu benötigt es Mut der Ausgebildeten und eine offene Haltung unserer Organisationen.

Wenn eine Organisation den Impuls verspürt, eine:n Eurythmist:in mit Bewegter Prozessbegleitung einzuladen, um sich damit weiter entwickeln zu wollen, kann gerne mit Sonja Zausch Kontakt aufgenommen werden. Die vier Stipendiat:innen wurden von ihr in dem Praxisprojekt begleitet: s.zausch@inclusivesocial.org

 

Franka Henn:
Sozialeurythmie an der HFHS Dornach (CH)

Ich stehe am Anfang meiner freischaffenden Tätigkeit als Eurythmistin und mein Anliegen ist, Eurythmie mit Bewusstwerdung zu verbinden – eine intuitive und erlebbare Brücke zu bilden.
Im Januar bis Februar 2024 habe ich mein Praxisprojekt an der Höheren Fachschule für anthroposophische Heilpädagogik, Sozialpädagogik und Sozialtherapie (HFHS) in Dornach durchgeführt. Innerhalb des regulären Eurythmie-Unterrichts der Studierenden der Sozialpädagogik durfte ich sechs Einheiten Sozialeurythmie geben. Die Studierenden waren im ersten Studienjahr und mit Anthroposophie oder Eurythmie wenig vertraut. In unseren Stunden fokussierten wir uns auf das Wahrnehmen des Miteinanders und der Dynamiken innerhalb der Gruppe. Es ging um die Steigerung der Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit und Präsenz im gemeinsamen Bewegen. Die Erfahrungen waren sehr gut. Der Bezug zur Berufspraxis und eine Ansprache, die sich auf den Alltag, nicht auf esoterische Hintergründe, bezieht, wurden von den Teilnehmenden besonders positiv empfunden. Wir konnten in der kurzen Zeit Eurythmie von einer anderen, ‹pragmatischen› Seite entdecken. Mein Auftrag geht nun dort weiter, als Springerin für den Eurythmie-Unterricht.

 

Isadora Ossege:
Angebot für Menschen bei Anfora in Dornach (CH)

Im Jahr 2018 bin ich von Brasilien in die Schweiz gekommen, um Eurythmie beim Eurythmeum CH zu studieren. Mein Praxisprojekt hat im Verein Anfora in Dornach (CH) vom Februar bis April 2024 zusammen mit meiner Kollegin Júlia Sodini stattgefunden. Der Verein Anfora bietet begleitetes Wohnen und Arbeiten für Menschen mit einer psychischen oder einer kognitiven Beeinträchtigung an. Für die Teilnehmenden und auch für uns war es eine total neue Erfahrung, wo wir gemeinsam viel Flexibilität und Freude erlebt haben. Wir haben viel Spaß gehabt und manchmal auch Herausforderungen. Es war wirklich schön zu beobachten, wie das Gestalten von Etwas sich entwickeln kann aus der Präsenz und Resonanz des Momentes, und sich dann auf eine wunderbare Weise in der Eurythmie zeigt.
Ich bin sehr dankbar für diesen Prozess und dieses Erlebnis. Das Angebot ist jetzt zu Ende und wir hatten das Gefühl, dass die Eurythmie im Herzen der Teilnehmenden einen Platz gefunden hat.

 

Thomas Feierabend:
Begleitung von drei inklusiven Zukunftswerkstätten bei der Lebenswerkgemeinschaft Berlin (DE)

Von langjähriger freiberuflicher Tätigkeit als Bühnen-Eurythmist und Tänzer kommend, bin ich dabei, mich eurythmisch weiter auszubilden, daher habe ich mich für das Stipendium beworben.

Ich konnte in meinem Praxisprojekt das Projekt «Inklusive Zukunftswerkstätten» der LebensWerkGemeinschaft in Berlin mitgestalten.
An mehreren Terminen fanden öffentliche Veranstaltungen statt, in denen Menschen mit und ohne Assistenzbedarf Visionen für einen neuen Begegnungsort entwickelten. Die Bewegte Prozessbegleitung, die ich als Bewegungseinladungen in Resonanz gestaltete, wurde sehr positiv und als bereichernd aufgenommen. Ich hatte viel Freude mit den Teilnehmenden; besonders herausfordernd war für mich, erst vor Ort zu wissen, wie viele Menschen teilnehmen würden und welche körperlichen und seelischen Realitäten sie mitbrachten. In kurzen Bewegungseinheiten konnten wir in einen spielerischen bewegten sensorischen und sozialen Erfahrungsraum eintreten und so einen wertvollen Mehrwert zu den freudvollen und produktiven Nachmittagen schaffen.
Ich hoffe sehr, dass die Erfahrungen von gemeinsamer Wirksamkeit die Projektgruppen in ihrer Arbeit weiter unterstützen.

 

Caiame de Lacerda Pataca:
Sechs Eurythmie-Einheiten mit einer inklusiven Gruppe der Sonnhalde Gempen, Standort Roderis (CH)

In Brasilien geboren, bin ich ausgebildeter Biologe, Waldorflehrer und Musiker. Ich habe Eurythmie in Brasilien und Witten-Annen studiert. Derzeit arbeite ich in der Begleitung von Menschen mit Unterstützungsbedarf und in künstlerischen Eurythmie-Projekten.

Mein Praxis-Projekt fand in der Vorweihnachtszeit 2023 bei der Sonnhalde Gempen am Standort Roderis statt. Die Anthroposophie ist eine zentrale Grundlage für ihre Arbeit.

In Bezug auf die sechs eurythmischen Einheiten – und der kleinen Aufführung mit einem Weihnachts-Wochenspruch zum Abschluss – mit der inklusiven Gruppe mit 6–9 Menschen war es für mich eine wunderbare Lernerfahrung, gelassen mit den vielfältigen Besonderheiten und für mich auch Herausforderungen umzugehen. Die Menschen waren interessiert und motiviert, an den Eurythmieeinheiten teilzunehmen, was schlussfolgern lässt, dass die angewandte Methodik sinnvoll und angemessen war. Es war interessant, die Möglichkeiten der Bewegung jeder Person zu beobachten, und sogar einige Überraschungen über die Fähigkeiten, die einige Menschen mit Unterstützungsbedarf in der Bewegung zeigen konnten, zu erleben.
Wenn ich erkenne, mit wie vielen Elementen wir mit der Eurythmie in Berührung kommen, wird mir sehr deutlich, wie bereichernd künstlerisches Üben mit dieser Bewegungskunst für alle Menschen sein kann und dass damit unerwartete Potenziale entfaltet werden können.
Das Projekt war so erfolgreich, dass sich die Institution entschied, es für eine unbegrenzte Zeit mit einer angemessenen Bezahlung weiterzuführen.